Septennial Suevia |
Parcours der inneren Einkehr "...Wenn der Tag verweht und die Schatten wachsen, folgt er den Spuren der Lämmer..." singt Sulamith über ihren Liebsten im Hohelied des Alten Silke Andrea Schmidt leitet den Betrachter auf einem schwarzen Edelveloursteppich durch ihre aktuelle Rauminstallation "septennial suevia". Der Pfad zieht uns hinein in einen überhöhten sakralen Raum des Dualismus: Fülle steht neben Verschwendung, Böses neben Unschuld. Reis, Reis, überall Reis. Totes und lebendes Getier, ein Triptychon, altarhaft. Septennial, der Nil trat über die Ufer, und auf sieben fette Jahre folgten sieben magere; Zyklen und Gegensätze bestimmen unser Leben. Suevia steht auf Wassertränken geschrieben, die die Künstlerin angebracht hat. Der Firmenname sicher, auch eine Gegend. Schwarz-weiße Bilder, Vergänglichkeit, Auferstehung. Unbeirrbar lotet Silke Andrea Schmidt die räumliche Wirkung metaphorischer Symbolik aus. Sie kocht das vermeintlich ausschweifend zu Erklärende aufs Notwendigste herunter, einem Fond gleich, der die Basis schafft für so vieles. Ästhetisch, gar schön, wirkt Schmidts Installation ob ihrer Klarheit. Doch ist dies nur Mittel zum Zweck. Man steht vor uralten Bildern und bemerkt die eigene innere Entfremdung von gegensätzlichen Paarungen, die ohne einander nicht sein, nicht wirken können: Yin und Yang, Für und Wider, Gut und Böse, Tod und Leben – auch Mensch und Natur. Gültig und wirksam seit Menschengedenken in allen Völkern, sind sie oftmals so wenig erfahrbar mehr in uns und unserem heutigen industrialisierten Leben. Diese Wucht des Eindrucks macht den Betrachter staunen, und befangen spürt er die geniale Größe von Einfachheit, die doch so viele Deutungsmöglichkeiten offen lässt. Ob Lamm, Reis, Tränke oder Lilie – nur einige der von Schmidt komponierten Objekte –, ihre pluralen Bedeutungen lassen in dieser Installation ein großartig reduziertes Beziehungsgeflecht entstehen. Und wo bleibt hier der Mensch? Einmal auf die Fährte gesetzt, einem Jäger gleich, erkunden wir unseren Platz darin, werden ganz Instinkt-Tier. Setzen uns in Beziehung zu den archetypischen Metaphern der arrangierten Gegenstände. Werden selbst Teil des Ganzen auf diesem dunklen Weg der Erkenntnis mit all seinen Widersprüchen und auch unangenehmen Wahrheiten. Unser Durst nach Wissen und Erkenntnis will gelöscht sein. Silke Andrea Schmidts „septennial suevia“ ist ein kunstvoller Parcours der inneren Einkehr – und am Ende dessen, wenn der Tag verweht und die Schatten wachsen, so erkennt vielleicht auch der Betrachter den Weg der Lämmer hinab zu den Lilien, zu den Tränken, gefüllt mit dem Wasser des Lebens und der Hoffnung auf...? Text von Anna-Fee Neugebauer, April 2007
"Ich fand ihn, den meine Seele liebt, er weidet in den Lilien. Wenn der Tag verweht und die Schatten wachsen, folgt er den Spuren der Lämmer. Will mich stärken mit Trauben, denn ich bin krank vor Liebe. In den Nußgarten steig ich hinab, um zu sehen, ob der Weinstock schon treibt und die Granatbäume blühen. Komm Du mein Geliebter, der Gazelle gleich, dem jungen Hirschen auf den Balsambergen." Altes Testament – nach Salomons Hohelied
Rauminstallation "septennial suevia"
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